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e-mobil BW-Strukturstudie 2023: Große Herausforderungen für die Automobilwirtschaft in Baden-Württemberg

Die Untersuchung von e-mobil BW (Landesagentur für neue Mobilitätslösungen und Automotive Baden-Württemberg) stellt die Herausforderungen der Automobilwirtschaft in Baden-Württemberg insbesondere durch Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung dar.
Die Studie zeigt weiter die wirtschaftlichen und technologischen Chancen, die sich am Automobilstandort Baden-Württemberg ergeben.
Als Drittes wird ein Aktionsplan für Politik und Unternehmen formuliert, um die wirtschaftliche Stärke des baden-württembergischen Automobilclusters zu erhalten.
„Der vor uns liegende Transformationsprozess ist sehr komplex und birgt mehrdimensionale Herausforderungen. Dennoch gibt es Grund für Optimismus. Der Standort Baden-Württemberg hat mit seinen hochqualifizierten Arbeitskräften, seinen fortschrittlichen Forschungseinrichtungen und seiner starken industriellen Basis hohes Potenzial, um weiterhin eine führende Rolle in der globalen Mobilitätslandschaft zu spielen“,  fasst e-mobil BW-Geschäftsführer Franz Loogen in einer Pressemeldung des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg zusammen.

Wichtige Ergebnisse

  • Marktanteil rein batterieelektrischer PKW in Deutschland im Jahr 2030 zwischen 34 Prozent und 57 Prozent an den Neuzulassungen
  • Damit 2030 maximal ca. 10 Millionen batterieelektrische Pkw im deutschen Fahrzeugbestand
  • Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen Fahrzeugen bis 2030 wird verfehlt

  • Aktuell rund 315.000 Beschäftigte bei Fahrzeugherstellern und Fahrzeugzulieferern in Baden-Württemberg
  • Zusätzlich rund 66.000 Beschäftigte bei nicht auf Kraftfahrzeuge spezialisierten Zulieferern und Dienstleistern (z. B. Maschinenbau)
  • Zusätzlich rund 98.500 Beschäftigte in verwandten Branchen wie Automobilhandel, Tankstellen, Raffinerien
  • → rund 480.000 Beschäftigte im gesamten Automobilcluster Baden-Württemberg
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  • Anteil der Inlandsproduktion deutscher Hersteller von rund 50 Prozent in 2008 auf 25 Prozent in 2021 gesunken
  • Digitalisierung wird zu weiteren Rationalisierungseffekten auch in Verwaltung und bei Forschung und Entwicklung (FuE) führen
  • Hersteller und Zulieferer bauen Kapazitäten im Ausland für Produktion und FuE weiter aus
  • → Es wird ein anhaltender Beschäftigungsrückgang im baden-württembergischen Automobilcluster vorn rund 1 Prozent pro Jahr erwartet.
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  • Transformation zum batterieelektrischen Antriebsstrang baut in Baden-Württemberg Beschäftigung auf.
  • Wegfall von Beschäftigung beim konventionellen Antriebsstrang kann dadurch nicht kompensiert werden.
  • → Bis 2030 wird ein Rückgang der Beschäftigung im Automobilcluster Baden-Württemberg von acht bis 14 Prozent erwartet (37.600 bis 66.000 Arbeitsplätze).
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  • Im Themenfeld automatisiertes Fahren könnten dagegen bis zum Jahr 2030 rund 5.200, bis 2040 rund 7.300 neue Stellen entstehen.
  • → Beim automatisierten Fahren wird von einem leichten Beschäftigungsaufbau ausgegangen.

Schlussfolgerungen

Die Studie kommt zum Schluss, dass Politik und Unternehmen unverzüglich handeln und die Transformation der Automobilindustrie in Baden-Württemberg weiter aktiv gestalten müssen. Ansatzpunkte werden in einem dreistufigen Aktionsplan gesehen.
Eine führende Rolle in der Elektromobilität und beim automatisierten Fahren sollte das Ziel sein.
1. Handlungsstufe: Grundlagen erhalten und ausbauen:
  • Verfügbarkeit von (international) konkurrenzfähigen Industriestandorten
  • Strom aus erneuerbaren Energien zu international konkurrenzfähigen Preisen
  • Ausbau der Ladeinfrastruktur für Strom und Wasserstoff
  • Finanzierung
2. Handlungsstufe: Wertschöpfungscluster für den elektrischen Antriebsstrang und automatisiertes Fahren umbauen:
  • Produktionsaufbau für den elektrischen Antriebsstrang
  • Förderung des Nutzfahrzeugsegments
  • Förderung industrieller Serienproduktion mit mittleren Stückzahlen
  • Qualifizierungsoffensive Elektromobilität
  • Qualifizierungsoffensive zum digitalisierten Fahrzeug
  • Ausbau FuE-Kapazitäten
3. Handlungsstufe: Zukunftsfähigkeit des Landes zu sichern:
  • Verfügbarkeit von Wasserstoff als Energieträger für Fahrzeuge
  • Recycling von Traktionsbatterien als nächster und zentraler Baustein einer Kreislaufwirtschaft
  • Umsetzung automatisierten Fahrens ermöglichen