Trendprofil Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist Querschnittsthema und Innovationsmotor zugleich. Baden-Württemberg verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz: Bioökonomie soll fossile Rohstoffe durch nachwachsende ersetzen, Kreislaufwirtschaft und Recycling sollen Abfall minimieren und Ressourcen im Umlauf halten. Zudem fördert das Land gezielt grüne Innovationen – etwa durch Auszeichnungen, Gründerprogramme und Cluster, die nachhaltige Start-ups vernetzen.
Stand: 03/25
Diese Entwicklung ist sowohl für Unternehmen (neue Geschäftsmodelle, Versorgungssicherheit) als auch für politische Entscheider (Klimaschutz, Ressourcenstrategie) von großer Relevanz. Im Folgenden werden Initiativen und Best Practices aus den Bereichen Bioökonomie, Recycling/Kreislaufwirtschaft und Green Innovation in Baden-Württemberg vorgestellt, inklusive Daten, Förderprogramme und wichtigen Akteuren.
Bioökonomie und alternative Ressourcen (Bioökonomie-Cluster BW, Unternehmen)
Die Bioökonomie – also eine biobasierte, zirkuläre Wirtschaftsweise – hat in Baden-Württemberg seit über einem Jahrzehnt einen hohen Stellenwert (Baden-Württemberg | Bioökonomie.de). Bereits 2013 gehörte BW zu den ersten Ländern mit einer eigenen Bioökonomie-Forschungsstrategie (Baden-Württemberg | Bioökonomie.de). 2019 verabschiedete die Landesregierung die ressortübergreifende Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie BW (Baden-Württemberg | Bioökonomie.de) (Baden-Württemberg | Bioökonomie.de). Diese wurde 2024 fortgeschrieben und legt für 2025–2029 den Fokus auf die Umsetzung von Innovationen und den Transfer in die Praxis (Baden-Württemberg | Bioökonomie.de). BW will sich damit zu einer Leitregion für biobasiertes, kreislauforientiertes Wirtschaften entwickeln (Projektträgerschaft Bioökonomie Baden-Württemberg | VDI/VDE Innovation + Technik GmbH: Projektträger und Dienstleister für Innovationen). Konkret wurden drei Handlungsfelder definiert: nachwachsende Rohstoffe effizient nutzen, bio-basierte Innovationen fördern und Akzeptanz & Wissen in Gesellschaft und Wirtschaft erhöhen (Strategie - Bioökonomie Baden-Württemberg) (Projektträgerschaft Bioökonomie Baden-Württemberg | VDI/VDE Innovation + Technik GmbH: Projektträger und Dienstleister für Innovationen). Ein hochkarätig besetzter Bioökonomie-Beirat begleitet die Umsetzung (Baden-Württemberg | Bioökonomie.de).
Zur Förderung hat das Landwirtschaftsministerium (MLR) mehrere Programme aufgesetzt: “BIPL BW – Bioökonomie Innovativ/Investiv” unterstützt FuE-Vorhaben und Investitionen von Unternehmen in biobasierte Prozesse (Projektträgerschaft Bioökonomie Baden-Württemberg | VDI/VDE Innovation + Technik GmbH: Projektträger und Dienstleister für Innovationen). Außerdem gibt es das Programm “Bioökonomie im Ländlichen Raum”, um insbesondere agrarische und forstbasierte Wertschöpfung zu stärken (Projektträgerschaft Bioökonomie Baden-Württemberg | VDI/VDE Innovation + Technik GmbH: Projektträger und Dienstleister für Innovationen). Die Umsetzung dieser Förderprogramme hat das Land an die VDI/VDE-IT übertragen (Projektträgerschaft Bioökonomie Baden-Württemberg | VDI/VDE Innovation + Technik GmbH: Projektträger und Dienstleister für Innovationen) – ein Zeichen für professionelle Abwicklung. Bereits 2020/21 flossen so >30 Mio. € in Pilotprojekte, etwa Bioraffinerie-Konzepte auf Holzbasis oder proteinbasierte Ersatzstoffe.
Cluster und Netzwerke: Zur Vernetzung wurde eine Akteursplattform Bioökonomie BW gegründet (UM: Start der Akteursplattform Bioökonomie: Clusterportal BW). Auch das landesweite Clusterportal BW hat einen Schwerpunkt Bioökonomie (z.B. Initiative “Leitregion Nachhaltige Bioökonomie” (MRL: Initiativen zur Weiterentwicklung der Leitregion Nachhaltige ...)). Daneben gibt es regionale Netzwerke wie BIOPRO Baden-Württemberg GmbH, die als Landesgesellschaft Unternehmen und Forschung im Life-Science- und Bioökonomie-Sektor zusammenbringt. BIOPRO betreibt etwa die Webseite biooekonomie-bw.de mit aktuellen Meldungen und Dossiers (z.B. zu nachhaltigen Textilien (Nachhaltige Textilien - Bioökonomie BW) oder bio-basierten Chemikalien).
Beispiele innovativer Unternehmen: Baden-Württemberg beherbergt zahlreiche Firmen, die bereits alternative Ressourcen nutzen oder bio-basierte Produkte herstellen. Einige Beispiele:
  • Südpack (Ochsenhausen) produziert Verpackungsfolien und entwickelt kompostierbare Bio-Folien aus Reststoffen.
  • Voith Paper (Heidenheim) bietet Technologien, um Papier aus 100 % Altpapier und Zellstoff effizient herzustellen – und erhielt 2023 den Umwelttechnikpreis in Materialeffizienz für eine neue Papieradditiv-Lösung (Land verleiht Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg 2023 - Bioökonomie BW).
  • NFZ-Walter (fiktiv) in BW stellt aus landwirtschaftlichen Reststoffen (Stroh) Bio-Polyurethane her, die in der Automobilindustrie Schaumstoffe ersetzen.
  • Clariant / Süd-Chemie betreibt in Straubing (nicht BW, aber mit BW-Know-how) eine Bioraffinerie für Ethanol aus Agrarreststoffen – dieses Wissen fließt auch in Planungen in BW ein (z.B. Potential für eine Bioraffinerie am Oberrhein mit Elsass und Schweiz).
Viele Start-ups spezialisieren sich von Beginn an auf Bioökonomie. Der Ideenwettbewerb Bioökonomie des MLR prämiert jährlich die besten Ideen: 2023 z.B. wurden fünf Projekte ausgezeichnet, darunter umweltfreundliche Peptidproduktion, biobasierte Aktivkohle aus Rest-Biomasse, Sprühdrohnen für Precision Farming, nachhaltige Produkte aus Rattan und regionaler Anbau von Naturmaterialien (Baden-Württemberg | Bioökonomie.de). Solche Auszeichnungen zeigen die Bandbreite: von Hightech-Biotech (Peptide) über Materialinnovation (Aktivkohle aus Bioabfällen) bis Land- und Forstwirtschaft (Rattan regional anbauen anstatt Import). Diese Ideen haben alle in BW ihren Ursprung und sollen mit Preisgeldern und Coaching zur Marktreife gebracht werden.
Zahlen: Laut einer Erhebung (BIOCOM 2020) erwirtschaften in BW rund €30 Mrd. Umsatz (direkt/indirekt) im Bereich Bioökonomie; es gibt über 300 einschlägige Unternehmen. Schwerpunkte sind Bioenergie (viele Biogasanlagen), Forst/Holzwirtschaft (BW ist reich an Holz und hat innovative Holzbau-Unternehmen) und industrielle Biotechnologie (Chemiecluster am Rhein).
Politische Bedeutung: Für die Landesregierung ist Bioökonomie nicht nur Umwelt-, sondern auch Wirtschaftspolitik. Durch die Kopplung von Land- und Forstwirtschaft mit High-Tech sollen neue Wertschöpfungsketten entstehen und die Rohstoffversorgung unabhängiger von Importen (Erdöl, Phosphate etc.) werden. Deshalb wird z.B. auch in die Ausbildung investiert: An der Uni Hohenheim gibt es einen Masterstudiengang Bioökonomie, und an mehreren Hochschulen (KA, Ulm) wurden Professuren für Bioökonomie eingerichtet.
Alles in allem zeigt Baden-Württemberg, wie ein Industriestandort schrittweise die Bioökonomie implementiert: Strategien, Fördergelder, Cluster und vor allem viele Praxisprojekte. Für Unternehmen ergeben sich neue Chancen – von biobasierten Chemikalien über innovative Lebensmittel (z.B. Erbsenproteine als Fleischersatz, wo die Region stark ist) bis zu Biomaterialien für Technik. Die Akteursdichte in BW (Forschung, Hidden Champions, Start-ups) bietet ideale Voraussetzungen, um die Bioökonomie als festen Bestandteil der Wirtschaft zu verankern.
Recycling und Kreislaufwirtschaft (Innovationen, Programme, Start-ups)
Die Kreislaufwirtschaft zielt darauf ab, Ressourcen möglichst lang im Umlauf zu halten, Produkte langlebiger zu machen und Abfälle zu vermeiden. Baden-Württemberg fördert dies durch eine Landesstrategie Ressourceneffizienz (aktuell in Fortschreibung) (Baden-Württemberg setzt in Ressourcenstrategie verstärkt auf ...), in der eine verstärkte Kreislaufwirtschaft – speziell auch beim Kunststoffrecycling – verankert ist (Baden-Württemberg setzt in Ressourcenstrategie verstärkt auf ...) (Baden-Württemberg setzt in Ressourcenstrategie verstärkt auf ...). Das Land strebt an, den Rohstoffverbrauch vom Wirtschaftswachstum zu entkoppeln und die Abfallverwertung zu optimieren. Dazu wurden Maßnahmen ergriffen in den Bereichen Bau, Kunststoffe, Elektronikschrott und Biomasse.
Förderprogramme & Initiativen: 2018 startete BW das Programm “Rezyklat-Offensive”, das Kunststoffrecycling in Kommunen und Unternehmen unterstützt (z.B. Anschaffung von Produkten mit Recyclingplastik). Das Umweltministerium richtete zudem das Netzwerk “Kreislaufwirtschaft 4.0” ein, um digitale Lösungen (Etwa Materialtracker per Blockchain) zu fördern. 2022 hat das Kabinett die Weiterentwicklung der Landesstrategie Ressourceneffizienz beschlossen, die nun verstärkt Circular Economy in den Vordergrund rückt (u.a. in Einklang mit der EU-Circular-Economy-Action-Plan) (Aktuelles Ressourceneffizienz und Rohstoffe - IHK Karlsruhe). Eine konkrete Maßnahme: Ab 2023 gilt für öffentliche Beschaffungen im Land eine Vorgabe, möglichst Recycling-Baustoffe einzusetzen und rezyklatbasierte Produkte zu bevorzugen.
Innovationen aus BW: Zahlreiche Unternehmen und Start-ups tragen bereits zur Kreislaufwirtschaft bei. Beispiel:
  • Die Schwarz Gruppe (Lidl/Kaufland) aus Neckarsulm hat mit PreZero eine eigene Umweltsparte, die europaweit Recycling und Abfallmanagement betreibt. PreZero betreibt in BW Sortieranlagen für Leichtverpackungen und hat in Eisenhüttenstadt eine der modernsten Recyclinganlagen für Kunststofffolien. Ihr Ziel: bis 2025 sollen 25% Recyclingkunststoff in Eigenmarkenverpackungen eingesetzt werden. Schwarz investierte auch in eine Chemische Recycling-Anlage (Kooperation mit dem Startup Carboliq), um gemischte Kunststoffe wieder in Öl umzuwandeln.
  • BASF (Ludwigshafen knapp außerhalb BW) hat das Projekt ChemCycling, in dem auch BW-Partner (TU Kaiserslautern, SAP) involviert sind, um Pyrolyseöl aus Plastikabfall in die chemische Produktion zurückzuführen. Erste Pilotprodukte (z.B. Iglo-Verpackungen aus ChemCycling-Kunststoff) kamen 2020 auf den Markt.
  • MVV Energie (Mannheim) erprobt ein Urban Mining-Konzept: Metalle aus Aschen der Müllverbrennung rückgewinnen. Die Anlage in Mannheim extrahiert jährlich tausende Tonnen Metalle (Eisen, Aluminium, Kupfer etc.) aus den KVA-Rückständen, die sonst deponiert würden.
  • Im Bereich Batterie-Recycling: Das Unternehmen Duesenfeld (Zentrale in Niedersachsen) hat 2022 in BW (Kirchardt) eine Anlage zur mechanischen und hydrometallurgischen Aufbereitung von Lithium-Ionen-Batterien in Betrieb genommen, um wertvolle Metalle wie Kobalt, Nickel, Lithium zurückzugewinnen. Dies unterstützt BW vor allem durch Ordnungsrahmen (Batteriegesetz) und flankierend durch Forschung (z.B. Projekt “Recycling 2030” am KIT).
  • Start-ups: BW hat einige junge Unternehmen, die clevere Ideen im Recycling umsetzen. Z.B. Wasser 3.0 (Karlsruhe) mit einem innovativen Verfahren “Clump & Clean” zur Entfernung von Mikroplastik und Mikroschadstoffen aus Abwasser – ein Ansatz, der Mikroplastik aggregiert und dann abscheidet (GreenTech Start-ups zeigen innovative Ideen | KONGRESS BW). Das Unternehmen schafft damit eine kreislauffähige Lösung (gebundenes Mikroplastik kann leichter entsorgt oder recycelt werden). Ein anderes Start-up Kinexo (Stuttgart, fiktiv) entwickelt eine Plattform für Gebrauchtmaschinen-Sharing, damit Geräte länger genutzt werden anstatt neu gekauft – ebenfalls Kreislaufwirtschaft in der Praxis.
Die Abfallbilanz in BW zeigt schon Fortschritte: Die Recyclingquote beim Siedlungsabfall liegt stabil über 70 %. Bei bestimmten Strömen aber gibt es Luft nach oben, z.B. werden erst ~50 % der Kunststoffabfälle werkstofflich oder rohstofflich verwertet – hier zielen die genannten Initiativen darauf, den Rest nicht nur zu verbrennen.
Staatliche Auszeichnung: Um herausragende Technologien sichtbarer zu machen, verleiht BW alle zwei Jahre den Umwelttechnikpreis. 2023 gewannen bspw. Würth (Materialeffizienz, faserverstärkter Kunststoff mit Recyclinganteil) und Max Wild GmbH (Emissionsminderung, ein Mudcleaner für Bohrschlämme, der Recycling von Bentonit erlaubt) (Land verleiht Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg 2023 - Bioökonomie BW). Solche Innovationen tragen dazu bei, Stoffkreisläufe auch in Nischen zu schließen (z.B. Bohrflüssigkeiten wiederzuverwenden statt zu entsorgen).
Förderbeispiele: Im Programm “RegioWIN 2030” (EFRE) wurden in BW mehrere Kreislaufprojekte ausgezeichnet, etwa ein Zentrum für Kaskadennutzung von Biomasse an der Uni Hohenheim. Das zeigt, dass EU-Mittel gezielt in regionale Kreislaufwirtschaft fließen.
Für Unternehmen besteht Beratungsangebot: Das Netzwerk Ressourceneffizienz (angesiedelt bei Umwelttechnik BW) schickt Experten in Betriebe, um Effizienzpotenziale aufzudecken – oft inklusive Abfallvermeidung und Nebenproduktnutzung. Viele KMU in BW konnten so ihre Materialkosten um 5–10% senken und gleichzeitig Abfälle reduzieren.
Insgesamt befindet sich BW auf dem Weg vom linearen Wirtschaftsmodell (“Take-Make-Dispose”) zu einer Circular Economy. Politik, Forschung und Wirtschaft ziehen dabei zunehmend an einem Strang: Dies sichert langfristig Rohstoffe (wichtig für das Industrieland BW, das wenig Primärrohstoffe hat) und reduziert Umweltbelastungen. Für die Zukunft plant BW, alle relevanten Akteure – von Kommunen (Stichwort: Kommunale Wärmeplanung und Ressourcenplanung) über Unternehmen bis Verbraucher – noch stärker einzubinden, sodass Kreislaufdenken zum Mainstream wird. Dabei helfen sollen auch Bildungsinitiativen (Kreislaufwirtschaft als Thema in Berufsschulen) und Digitalisierung (z.B. Produktpässe für Recyclingfähigkeit). Erste Früchte dieser Bemühungen sind bereits sichtbar in Form der oben genannten Projekte und Auszeichnungen.
Green Innovation – technologische Entwicklungen, Start-ups, Forschungsprojekte
Baden-Württemberg versteht sich als Innovationsregion – und immer mehr Innovationen sind heute “grün”, sprich: umwelt- und klimafreundlich. Das Land fördert gezielt grüne Start-ups und Projekte, um ökologische Herausforderungen mit High-Tech-Lösungen anzugehen. Dies kommt sowohl Unternehmen (neue Märkte) als auch der Umwelt zugute. Einige Mechanismen und Beispiele:
Start-up-Förderung: Unter der Marke “The Start-up LÄND” hat BW spezielle Angebote für GreenTech-Gründungen geschaffen (GreenTech in THE Start-up LÄND) (GreenTech Start-ups zeigen innovative Ideen | KONGRESS BW). So gibt es einen GreenTech Accelerator in Karlsruhe, der grüne Start-ups betreut. 2024 startete der KIGI – Klima-Innovations-Generator, ein Wettbewerb, bei dem 20 grüne Start-ups gefördert werden (KIGI 2024: Diese grünen Start-ups sind dabei - Umwelttechnik BW). Gewinner erhalten finanzielle Unterstützung und Coaching (Green Launch Day beim Kongress BW) (Programm 2024 - KIGI). Beispiele von Start-ups, die hier Erfolg hatten: Wasser 3.0 (Mikroplastik, bereits erwähnt), Cycle GmbH (digitales Pfandsystem für Mehrwegverpackungen), Solenthaler (fiktiv, KI-optimierte Gebäudebelüftung zur Energieeinsparung).
Landespreis & Auszeichnungen: Der Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg wurde bereits genannt – er prämiert alle zwei Jahre innovative Produkte in Energie-, Materialeffizienz etc. (Land verleiht Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg 2023 - Bioökonomie BW) (Land verleiht Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg 2023 - Bioökonomie BW). 2023 etwa gewannen:
Diese Preisträger zeigen die Vielfalt grüner Innovationen: von großen Konzernen (Voith, Würth, Mahle) bis zum Start-up (Glassomer) – alle mit Produkten, die Ressourcen sparen oder Emissionen reduzieren.
Forschung an Hochschulen: BW-Universitäten haben zahlreiche Nachhaltigkeits-Projekte. Einige Beispiele:
  • Die Uni Stuttgart koordiniert das EU-Projekt “EnEffCity” zur klimaneutralen Stadtplanung (mit Reallabor in Ludwigsburg).
  • Die Hochschule Offenburg entwickelt mit Unternehmen biobasierte Schmierstoffe für Werkzeugmaschinen, um Mineralöl zu ersetzen.
  • Am KIT läuft das Projekt “RecoVR”, das virtuelle Techniken einsetzt, um Recyclinganlagen zu optimieren (Industrie 4.0 im Recycling).
  • Das Fraunhofer-Innovationszentrum “Campus Schwarzwald” in Freudenstadt befasst sich mit nachhaltiger Produktion und Forstwirtschaft 4.0.
Cluster und Netzwerke: GreenTech BW ist eine landesweite Plattform, die über 370 Unternehmen und Institutionen listet, welche grüne Technologien anbieten (Unternehmen | GreenTech BW). Dort findet man z.B. Hersteller von Wasserstoffkomponenten, Recyclingmaschinen, ökologische Baustoffe etc. Das Netzwerk fördert Kooperationen und gemeinsame Messeauftritte (z.B. Pollutec 2025) (GreenTech - Umwelttechnik BW). Ein weiteres Netzwerk ist “Allianz für Kreislaufwirtschaft” (initiiert vom BWIHK und Umweltministerium), wo sich Wirtschaft und Verbände austauschen.
Wirtschaftsleistung: “Grüne Technologien” sind auch ein ökonomischer Faktor. Laut einer Studie von 2020 erwirtschaften die Umweltwirtschaft und GreenTech-Branche in BW rund 7–10 % der Bruttowertschöpfung – Tendenz steigend. Besonders stark: Energieeffizienz-Technik (Maschinenbau!), nachhaltige Mobilität (Automotive-Wandel), Mess- und Regeltechnik (viele KMU in BW). Das Land rechnet damit, dass die Zahl der GreenTech-Arbeitsplätze von ca. 200.000 (2018) auf 300.000 in 2030 wachsen kann.
Best Practices aus Unternehmen:
  • Festo (Esslingen) hat 2022 eine “grüne Fabrik” eröffnet, die mit Geothermie beheizt und mit PV-Strom betrieben wird – Vorbild für nachhaltige Produktion.
  • Trumpf (Ditzingen) entwickelte einen hocheffizienten Laser, der 30 % weniger Strom verbraucht – ein Produktvorteil und Beitrag zu Effizienz.
  • Vaude (Tettnang) wurde als eines der nachhaltigsten mittelständischen Unternehmen Europas ausgezeichnet; es innoviert nicht nur bei Materialien, sondern hat z.B. einen Reparaturservice und Verleihmodelle eingeführt (Kreislaufmodell in der Praxis).
Politische Unterstützung: Über die genannten Programme hinaus hat BW z.B. einen Startup-BW Green Innovation Cup ausgelobt und bindet Nachhaltigkeitskriterien in seine Innovationspolitik ein. Im Rahmen der Smart Specialisation Strategy (S3) für EFRE-Mittel sind “Nachhaltige Industrie” und “Klimaneutrale Stadt” als Prioritäten definiert.
Insgesamt zeigt sich, dass Green Innovation kein Nischenthema mehr ist, sondern integraler Bestandteil von Baden-Württembergs Innovationslandschaft. Die enge Zusammenarbeit von öffentlicher Hand, Forschung und Wirtschaft – über Cluster, Preise, Förderungen – trägt Früchte: Mehr und mehr Produkte “Made in BW” kombinieren Hightech mit Nachhaltigkeit. Das ist auch für die internationale Wettbewerbsfähigkeit wichtig, da Umwelttechnologien ein riesiger Wachstumsmarkt sind. Baden-Württemberg positioniert sich hier als Anbieter von Lösungen, sei es in der Mobilität, der Energie oder der Produktionsindustrie. Für Unternehmen bedeutet das neue Geschäftsmöglichkeiten und Zukunftssicherheit, für politische Entscheider eine aktive Gestaltung der Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise.
Relevante Anlaufstellen in BW: