Trendprofil Mobilität

Der Mobilitätssektor befindet sich im Umbruch – Baden-Württemberg als Autoland gestaltet diesen aktiv mit. Zentrale Zukunftsthemen sind neue Antriebstechnologien wie Batterien und Brennstoffzellen, das automatisierte und vernetzte Fahren sowie die breite Einführung von Elektro- und Wasserstofffahrzeugen inklusive der nötigen Industriewandels.
Stand: 03/25
In BW sitzt nicht nur ein Großteil der deutschen Automobilindustrie (Daimler, Porsche, Audi Neckarsulm), sondern auch viele Zulieferer (Bosch, Mahle, ZF u.a.) und renommierte Forschungsinstitute (KIT, Uni Stuttgart, DLR, Fraunhofer). Das Land fördert Innovationen – vom Batteriezellfertigung-Start-up bis zum autonomen Shuttle im ÖPNV. Nachfolgend werden aktuelle Entwicklungen bei Batterie- und Brennstoffzellentechnologien, beim automatisierten Fahren und bei Wasserstoff- sowie Elektroantrieben in Baden-Württemberg dargestellt.
Batterietechnologien und Brennstoffzellen – Entwicklungen in BW
Baden-Württemberg baut ein starkes Ökosystem für Energiespeicher auf, um die Wertschöpfung vor Ort zu sichern. Im Bereich Batterien reicht dies von der Grundlagenforschung (z.B. neue Chemien) bis zur Produktion. In Ulm betreibt das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) seit Jahren eine Pilotfertigung für Lithium-Ionen-Zellen, die kontinuierlich weiterentwickelt wird – so erzielte das ZSW bereits Rekordenergiedichten und testet alternative Anodenmaterialien. Gemeinsam mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) bildet es das Exzellenzcluster “Post Lithium Storage (POLiS)”, das an zukünftigen Batterietypen wie Lithium-Schwefel oder Natrium-Ionen arbeitet. Diese Grundlagen fließen in industrielle Aktivitäten: Varta (mit Entwicklungszentrum in Ellwangen) produziert Lithium-Kleinzellen und plant größere Zellen, Bosch hat in Stuttgart Batterie-Systeme im Portfolio (obgleich es aus der Zellfertigung ausgestiegen ist). Dennoch fehlte bis vor kurzem eine lokale Großserien-Produktion von Batteriezellen.
Hier schafft das Start-up Cellforce Abhilfe: Die Cellforce Group GmbH – ein Joint Venture von Porsche AG und Customcells – baut in Reutlingen/Kirchentellinsfurt eine Entwicklungs- und Fabrikanlage für Hochleistungs-Batteriezellen auf (Cellforce to set up production in proximity to Stuttgart-Zuffenhausen - Porsche Newsroom) (Cellforce to set up production in proximity to Stuttgart-Zuffenhausen - Porsche Newsroom). Bis 2024/25 soll dort eine Pilotproduktion von Silizium-Anoden-Zellen starten, speziell für sportliche E-Fahrzeuge. Das Projekt wird vom Bund und Land mit rund 60 Mio. € unterstützt (IPCEI-Förderung Europäische Batterieinnovation) (Cellforce to set up production in proximity to Stuttgart-Zuffenhausen - Porsche Newsroom). Die neuen Zellen versprechen ~20 % höhere Energiedichte und bessere Schnellladefähigkeit gegenüber heutigen Zellen (Cellforce to set up production in proximity to Stuttgart-Zuffenhausen - Porsche Newsroom). Cellforce plant zunächst kleine Serien (100 MWh/Jahr) ab 2024 und den Ausbau auf ~100 Mitarbeiter bis 2025 (Cellforce to set up production in proximity to Stuttgart-Zuffenhausen - Porsche Newsroom). Die Entscheidung für BW fiel bewusst – „die Nähe zu Forschungspartnern und Porsche-Entwicklung“ in Weissach war laut Cellforce-COO Gräf entscheidend (Cellforce to set up production in proximity to Stuttgart-Zuffenhausen - Porsche Newsroom). Dieses Beispiel zeigt, wie BW erfolgreich Unternehmen anzieht, um die Batteriezellproduktion vor Ort aufzubauen.
Neben Batterien sind Brennstoffzellen (BZ) ein weiterer Schwerpunkt. Vor allem für schwere Nutzfahrzeuge und Langstrecken sieht BW großes Potenzial in der Brennstoffzelle (Resiliente Mobilität in Baden-Württemberg - Herausforderungen für und Anforderungen an ein elektrifiziertes Mobilitätssystem der Zukunft) (Resiliente Mobilität in Baden-Württemberg - Herausforderungen für und Anforderungen an ein elektrifiziertes Mobilitätssystem der Zukunft). Daimler Truck mit Sitz in Leinfelden (und Werk Mannheim) hat gemeinsam mit Volvo Group das JV Cellcentric gegründet, das Brennstoffzellensysteme für LKW in Serie bringen soll. 2023 wurde bei Cellcentric in Esslingen eine Pilotfertigung für BZ-Stacks in Betrieb genommen – ein wichtiger Schritt zur Industrialisierung (Pressrelease | Daimler Truck) (Pressrelease | Daimler Truck). Cellcentric plant, bis Ende des Jahrzehnts in Weilheim/Teck die europaweit größte Fabrik für Brennstoffzellen zu errichten (Pressrelease | Daimler Truck) (Pressrelease | Daimler Truck). Aktuell werden in Esslingen bereits vollautomatisierte Fertigungsprozesse getestet, um ab ca. 2027 Tausende BZ-Systeme jährlich liefern zu können (Pressrelease | Daimler Truck). Damit sollen schwere H-LKW von Daimler (Modell GenH2 Truck) und Volvo ab etwa 2028 auf die Straße kommen. Das Land unterstützt diese Entwicklung politisch und finanziell, da die Ansiedlung einer solchen Schlüsselproduktion als strategisch gilt.
Auch Zulieferer wie Bosch investieren massiv in Brennstoffzellentechnik. Bosch hat 2023 im Werk Stuttgart-Feuerbach die Serienfertigung von Brennstoffzellen-Systemen gestartet ( Wasserstoff-Zukunft: Bosch startet Serienfertigung seines Brennstoffzellen-Antriebssystems - Bosch Media Service ). Pilotkunde ist das US-Truck-Startup Nikola (Bosch liefert u.a. Stacks für dessen H-LKW) ( Wasserstoff-Zukunft: Bosch startet Serienfertigung seines Brennstoffzellen-Antriebssystems - Bosch Media Service ). Bosch hat angekündigt, von 2021 bis 2026 rund 2,5 Mrd. € in H-Technologien zu investieren und beschäftigt bereits über 3.000 Mitarbeiter im Wasserstoffbereich ( Wasserstoff-Zukunft: Bosch startet Serienfertigung seines Brennstoffzellen-Antriebssystems - Bosch Media Service ). Bis 2030 peilt Bosch 5 Mrd. € Umsatz mit Hydrogen-Technik an ( Wasserstoff-Zukunft: Bosch startet Serienfertigung seines Brennstoffzellen-Antriebssystems - Bosch Media Service ) ( Wasserstoff-Zukunft: Bosch startet Serienfertigung seines Brennstoffzellen-Antriebssystems - Bosch Media Service ). Neben Fahrzeug-BZ (mobile Anwendungen) entwickelt Bosch auch stationäre Brennstoffzellen (SOFC) für Energieversorgung. Diese enormen Investitionen verdeutlichen den Technologiewandel in der Branche – traditionelle Komponenten (Dieselmotoren) werden ergänzt oder ersetzt durch Elektromotoren, Batterien und BZ-Stacks.
Zudem hat BW zahlreiche Forschungsinstitute: Das DLR-Institut für Fahrzeugkonzepte in Stuttgart untersucht z.B. die Optimierung von BZ-Antriebssträngen, das Fraunhofer ISE in Freiburg betreibt Teststände für Brennstoffzellen und Elektrolyseure, das ZSW in Ulm entwickelt seit Jahrzehnten BZ-Stacks (Nutzfahrzeug-BZ “NL Fuel Cell”). In Ulm entsteht zudem das „HyFab“ (siehe oben), eine vom Land und Bund geförderte Forschungsfabrik für BZ-Produktionstechnik (Wasserstoffwirtschaft: Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg). Die Verzahnung zwischen diesen Instituten und Unternehmen ist eng – viele Komponenten der Daimler- oder Bosch-Systeme wurden mit Unterstützung der öffentlichen Forschung entwickelt.
Zusammengefasst schreitet Baden-Württemberg in beiden Technologiefeldern voran: Bei Batterien sowohl mit Blick auf nächste Generationen (Forschung an Post-Li-Ion) als auch durch die erstmalige Ansiedlung einer Zellfertigung (Cellforce) im Land. Bei Brennstoffzellen verwandelt sich das Land zum industriellen Zentrum – mit Pilot- und bald Großserienfertigung durch Cellcentric und Bosch. Diese Entwicklungen sind für Unternehmen wie Zulieferer und OEMs in BW von strategischer Bedeutung, um im Transformationsprozess der Automobilindustrie wettbewerbsfähig zu bleiben. Für politische Entscheider sind sie relevant, weil damit Arbeitsplätze erhalten und neue geschaffen werden (z.B. 100 bei Cellforce bis 2025, Hunderte bei Bosch H) und die Klimaschutzziele im Verkehr unterstützt werden.
Automatisiertes und vernetztes Fahren – Testfelder und Förderung
Baden-Württemberg engagiert sich auch als Vorreiter beim autonomen Fahren. Bereits 2018 wurde das Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg (TAF BW) in Karlsruhe und Heilbronn eingerichtet – eines der ersten städtischen Reallabore dieser Art in Deutschland (Testfeld Autonomes Fahren ist startklar - Baden-Württemberg). Über 200 km Straßen wurden mit Sensorik, Kameras und Kommunikationsinfrastruktur ausgestattet, um vernetztes Fahren im realen Verkehr zu erproben (Testfeld Autonomes Fahren ist startklar - Baden-Württemberg). Das Testfeld wird von einem Konsortium unter Leitung des Forschungszentrums Informatik (FZI) am KIT betrieben (Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg) und steht Automobilherstellern, Zulieferern und Start-ups für Versuche zur Verfügung. Hier fahren z.B. automatisierte Shuttle-Busse im Stadtverkehr Karlsruhe, es werden Car-to-X-Kommunikation und neue Assistenzsysteme getestet.
Auch Stuttgart und Umgebung profitieren: So betreibt die Bosch auf ihrem Gelände in Renningen ein Testareal für autonomes Parken (AVP), das zusammen mit Mercedes entwickelt wurde (pilotiert in der Stuttgarter Flughafen-Garage). Zudem ist die Autobahn A81 bei Böblingen als Teststrecke für hochautomatisiertes Fahren ausgerüstet (Projekt @CITY). Die Landesregierung fördert solche Projekte über den Förderaufruf “Automatisiertes Fahren”, aus dem z.B. die Testfeld-Initiative mitfinanziert wurde. Weiterhin investiert BW in digitalisierte Verkehrsinfrastruktur: Ampeln, die mit autonomen Fahrzeugen kommunizieren, oder hochpräzise Karten. Das Verkehrsministerium hat hierfür einen eigenen Referat Digitalisierung im Verkehr eingerichtet.
Zahlenmäßig hat BW bereits Erfolge vorzuweisen: Im Bundesvergleich hat das Land mit 2 von 4 die meisten genehmigten Projekte für automatisierte Shuttlebusse im ÖPNV (Stand 2022). In Bad Birnbach (zwar Bayern) fährt seit 2017 ein Shuttle – BW zog u.a. in Lahr nach, wo auf dem Landesgartenschau-Gelände 2018 autonom fahrende Kleinbusse eingesetzt wurden (Forschungsprojekt EVA-Shuttle mit KIT).
Die Förderung durch die Landesregierung umfasst nicht nur Infrastruktur, sondern auch Forschung: An der Uni Ulm wurde ein Testturm für 5G-basiertes autonomes Fahren aufgebaut, die Hochschulen Esslingen und Karlsruhe erhielten Mittel für Fahrzeuglaborhallen. Im Rahmen des „Strategiedialogs Automobilwirtschaft BW“ (ein hochrangiges Gremium von OEMs, Zulieferern, Wissenschaft und Politik) werden außerdem Use Cases identifiziert, wie automatisiertes Fahren zur Verkehrssicherheit und -effizienz beitragen kann. So werden u.a. Platooning-Versuche mit LKW gefördert und städtische Pilotprojekte für autonome Lieferroboter.
Wichtig ist Baden-Württemberg auch die rechtliche und normative Begleitung: In Zusammenarbeit mit dem TÜV Süd und der Behörden wurden Regeln für den Testbetrieb auf öffentlichen Straßen erarbeitet. BW hat einen Sitz im Beirat für das autonome Fahren beim Bund und bringt seine Erfahrungen ein.
Insgesamt schafft Baden-Württemberg so ein Innovationsökosystem: Unternehmen wie Mercedes-Benz entwickeln in Sindelfingen ihr Drive Pilot System (Level 3) – als erstes weltweit in Serie zugelassen – und konnten dafür auf das Know-how der regionalen Forschung zurückgreifen. Start-ups wie Argo AI (bis 2022 mit Team in Krailling) oder Sensible 4 (finnisches AV-Startup, Test in Immendingen) kamen wegen der guten Bedingungen ins Land. Politisch sieht man automatisiertes Fahren als Teil intelligenter Mobilität: Es kann zu weniger Unfällen, optimiertem Verkehrsfluss und mehr Komfort führen. Langfristig könnten autonome Fahrzeuge den öffentlichen Nahverkehr ergänzen und ländliche Räume besser anbinden.
Die Landesregierung hat jüngst angekündigt, das Testfeld in Karlsruhe/Heilbronn bis 2025 mit neuen Funktionen (z.B. 5G-Campusnetz) aufzurüsten und weitere Modellkommunen für autonome Shuttles auszuwählen. So bleibt BW in diesem Zukunftsbereich vorn mit dabei – was wiederum die Automobilindustrie im Land stärkt, die ihre neuen Technologien vor Ort erproben kann, sowie kommunale Anwender, die früh profitieren.
Wasserstoff- und Elektroantriebe in der Fahrzeugindustrie
Baden-Württembergs Fahrzeugindustrie durchläuft eine Antriebswende. Die Hersteller und Zulieferer bringen zahlreiche Innovationen sowohl im Bereich Elektroantrieb (Batterie, E-Motor) als auch Wasserstoffantrieb (Brennstoffzelle, H-Verbrenner) hervor. Einige markante Beispiele:
  • Daimler Truck fokussiert stark auf Wasserstoff-Brennstoffzellen für seine schweren LKW. In BW entsteht dafür die Fertigung (Cellcentric, s.o.). Zudem testet Daimler einen Prototyp GenH2 Truck, der flüssigen Wasserstoff nutzt und 2025 in Kundenhand gehen soll. Gleichzeitig bringt Daimler mit der eActros-Reihe vollelektrische LKW auf den Markt (Produktion in Wörth/Pfalz, aber Entwicklung in BW). Durch die Dual-Strategie Batterien und Brennstoffzellen bleibt Daimler Truck technologieoffen – ein bewusst gewählter Weg, den auch die Landespolitik unterstützt (Resiliente Mobilität in Baden-Württemberg - Herausforderungen für und Anforderungen an ein elektrifiziertes Mobilitätssystem der Zukunft). Das Unternehmen erhält Fördermittel in dreistelliger Millionenhöhe (IPCEI “ZEUS” Projekt) für die Entwicklung einer BZ-Lastwagen-Kleinserie (Fördermillionen für Daimler Truck erfreuen auch Cellcentric - Teckbote).
  • Porsche investiert als Sportwagenhersteller vor allem in Batterie-Elektromobilität, behält aber auch synthetische Kraftstoffe (E-Fuels) im Blick. In BW (Weissach) hat Porsche ein Entwicklungszentrum für Hochleistungs-Elektromotoren aufgebaut und zusammen mit Rimac einen der leistungsstärksten E-Antriebe (im Porsche Taycan) entwickelt. Mit Cellforce (siehe oben) sichert sich Porsche zudem Zugang zu speziellen Batteriezellen. Auf der anderen Seite treibt Porsche federführend ein E-Fuels-Pilotprojekt in Chile voran, um klimaneutrale Kraftstoffe zu erzeugen – diese sollen perspektivisch in den bestehenden Sportwagen genutzt werden. So flankiert das Unternehmen die Batterie-Strategie mit einem zweiten Standbein. Das Land BW unterstützt solche E-Fuel-Demonstrationen durch sein Interesse an Technologieoffenheit, auch wenn der Hauptfokus auf direktenlektrischen Antrieben liegt.
  • Bosch als größter Zulieferer hat sein Portfolio massiv umgestellt: Von Einspritzpumpen und Abgassystemen hin zu E-Antriebs-Komponenten. In Stuttgart und Hildesheim produziert Bosch heute Elektromotoren und Inverter für E-Fahrzeuge und ist Tier-1-Lieferant für viele OEMs. 2021 verzeichnete Bosch erstmalig über 10 Mrd. € Auftragsvolumen für Elektromobilitäts-Komponenten (Bosch: eMobility-Auftragsvolumen übersteigt zehn Milliarden Euro) – ein großer Teil davon Entwicklungsaufträge aus BW (Mercedes EQ-Modelle, Porsche Taycan etc.). Bosch baut zudem eine Fertigung für Brennstoffzellen-Stacks in BW auf (Lizenz von PowerCell AB) und liefert seit 2023 komplette BZ-Systeme, z.B. an Nikola und die chinesische Weichai. Darüber hinaus entwickelt Bosch Wasserstoff-Verbrennungsmotoren für stationäre Anwendungen und ggf. Nutzfahrzeuge. Bis 2026 investiert Bosch insgesamt 2,5 Mrd. € in die Brennstoffzelle (Suche - Bioökonomie BW). Das Beispiel Bosch zeigt, wie ein Traditionsunternehmen aus BW erfolgreich den Pivot zum Green Tech vollzieht – unterstützt durch Landesprogramme zur Transformationsbegleitung (z.B. Zuschüsse für Weiterbildung der Belegschaft in E-Mobilität).
  • Auch mittelständische Zulieferer im Land gehen neue Wege: Mahle (Stuttgart) entwickelt neben elektrischen Nebenaggregaten auch Brennstoffzellen-Komponenten (Filtration, Thermomanagement) und hat einen Wasserstoffmotor-Prototyp für Nutzfahrzeuge vorgestellt. ElringKlinger (Dettingen/Erms) ist heute einer der wenigen europäischen Hersteller von BZ-Stacks (Lieferant u.a. für Daimler Bus). Schaeffler (Herzogenaurach, aber große Werke in Bühl und Schweinfurt) hat eine E-Mobilitäts-Sparte in Bühl angesiedelt, die E-Motoren und Achsantriebe fertigt. All dies zeigt: Die Wertschöpfungsketten in BW werden transformiert, aber bleiben erhalten – vom Elektroblech für Motoren (z.B. Voestalpine in BW) bis zur kompletten Achse.
Die Einführung der neuen Antriebe geht Hand in Hand mit dem Infrastrukturaufbau, den wir oben betrachtet haben. So arbeiten Fahrzeughersteller aus BW oft in Allianzen, um Lade- und Tanknetz zu verbessern: EnBW (Energie BW) wurde von Daimler, Porsche & Co. bei der Schnelllade-Offensive unterstützt; im H-Bereich ist Daimler Truck Partner im Projekt H2 Mobility, das Tankstellen aufbaut.
Politisch flankiert das Land diese Industrieanstrengungen durch den erwähnten Strategiedialog Automobilwirtschaft. Darüber hinaus gibt es Programme wie “Elektrische Busse für Baden-Württemberg” (Landeszuschüsse für E- und H-Busse, was Herstellern wie Daimler Evobus zugutekommt) und “HyFleet” für die Wasserstoff-Nutzfahrzeug-Demonstration.
Erwähnenswert ist auch der Schwerpunkt Schiene: BW-Unternehmen treiben nämlich nicht nur Straßenfahrzeuge an. Siemens Mobility (Krefeld, aber Kooperation mit Krauss-Maffei) entwickelt Brennstoffzellen-Züge (Projekt Mireo Plus H, Teststrecke Zollernalbbahn in BW). Alstom hat mit seinem Wasserstoffzug (Coradia iLint) im angrenzenden Niedersachsen den Betrieb gestartet, was auch in BW verfolgt wird. Hier zeichnen sich Chancen für Zulieferer wie Ballard Fuel Cells Europe (Bosch-Tochter in Holzkirchen) ab.
Summa summarum beweisen die Unternehmen in Baden-Württemberg ihre Innovationsfähigkeit. Während vor wenigen Jahren noch Diesel und Benzin dominiert haben, rollen nun bereits Elektroautos “Made in BW” in großer Zahl vom Band (z.B. Mercedes EQE/EQS aus Sindelfingen) und in naher Zukunft Brennstoffzellen-LKW (Daimler) sowie weitere E-Modelle. Start-ups ergänzen das Feld – etwa Volocopter (Bruchsal) mit elektrisch betriebenen Flugtaxis oder Karlsruhe Institute spin-offs mit neuen Ladesystemen. Die Landespolitik sieht darin nicht nur ökologische Notwendigkeit, sondern auch ökonomische Chance: Baden-Württemberg soll sich vom reinen Autoland zum Mobilitätsland wandeln, das die Bandbreite an Technologien (vom Elektroroller bis zum Wasserstoff-LKW) abdeckt. Die beschriebenen Innovationen bei Daimler, Porsche, Bosch & Co. zeigen, dass dieser Wandel in vollem Gange ist.
Relevante Anlaufstellen in BW:
  • ZSW Ulm/Stuttgart: Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung BW – Forschungsinstitut für Batterien (Ulm) und Brennstoffzellen/Wasserstoff (Ulm/Stuttgart). Pilotproduktion Li-Ion-Zellen, Testfeld Brennstoffzellen, Veröffentlichungen zu Batterie- und H-Technologien.
  • Testfeld Autonomes Fahren BW: taf-bw.de – Testfeld Autonomes Fahren – Informationen zum Testfeld in Karlsruhe/Heilbronn, Beteiligungsmöglichkeiten für Unternehmen und Forschung, aktuelle Projekte und Ergebnisse.
  • Forschungszentrum Informatik (FZI) / KIT: FZI Karlsruhe – Mobilität – Ansprechpartner für autonome und vernetzte Mobilität, Betreiber des Testfelds (mit KIT), Projekte zu KI im Fahrzeug, Simulation etc.
  • Cellcentric GmbH (Daimler Truck & Volvo): cellcentric.net – Joint Venture zur Brennstoffzellenentwicklung, Standort-Info Esslingen (Pilotfertigung) und geplante Fabrik Weilheim/Teck. (Englischsprachige Seite mit Vision 2050 und aktuellen News)
e-mobil BW – Cluster Elektromobilität Süd-West: Elektromobilität Süd-West (Clusterseite) – Netzwerk aus über 150 Unternehmen und Instituten in BW, die an E-Mobilität, Energiespeichern und Leistungselektronik arbeiten. Bietet Kontakte, Projekte (z.B. zu Batteriefertigung) und Veranstaltungen.